Hotel Restaurant Hirschen

Schon auf der Stadtansicht von Sulzburg von Hans Bock dem Älteren aus dem Jahre 1585 ist der Hirschen zu sehen. Während 300 Jahren Gastwirtschaft gab es immer wieder Veränderungen. Erhaltenswertes wurde übernom- men und Neues behutsam hinzugefügt. So entstand im Laufe der Zeit ein Haus, über das ein bekannter Gastro- nomiekritiker geschrieben hat: "Der Hirschen strahlt jene bekannte romantische Gemütlichkeit aus, die man im Badischen eigentlich oft zu entdecken hofft, aber nur selten findet."

Meine Frau und ich waren zum zweiten Mal hier essen. Leider wurde insbesondere ich diesmal bitter enttäuscht, neben einigen guten bis sehr guten Gängen (ich hatte das Menu Douce, meine Frau das Trüffel-Menu) gab es leider auch einige Aussetzer:

Der erste Gruß aus der Küche war ein Gemüsebällchen auf Spinatschaum. Geschmacklich absolut beliebig, hier habe ich schon besseres Convenience Food aus dem Supermarkt gegessen. Na gut, kein offizieller Teil des Menus, also was soll’s – so dachte ich zu diesem Zeitpunkt noch.

Der nächste Tiefpunkt war der Zwischengang „Confierter Steinbutt im eigenen Fond, aromatisiert mit Miso, Ingwer, Vervene und Limone, Palourde, viele bunte Perlen“. Es ist mir unbegreiflich, wie eine 2-Sterne-Köchin so ein Gericht aus der Küche schicken kann. Der Fond war aus meiner Sicht schlichtweg ungenießbar, widerlich muffig-säuerlich, hat den kompletten Gang niedergerichtet. Die „vielen bunten Perlen“ entpuppten sich als 9 (sind das "viele"?) haselnussgroße Kugeln verschiedener Gemüsesorten. Diese kann ich nur als Rohkost bezeichnen, so musste ich darauf herumbeißen. War Stromausfall in der Küche oder warum konnten die Kugeln (Perlen waren es nicht, darunter stelle ich mir liebevoll ausgestochene kleine Kügelchen vor) keine Hitze bekommen?

Die nächste Enttäuschung sollte folgen, der Hauptgang „Getrüffelte Brust und Essenz von der Bresse Poularde mit Riesengarnele, kleine Ravioli, krause Glucke, weißer Rettich, pochiertes Wachtelei“. Die Brust von der Poularde war einfach nur viel zu trocken geraten, ein zähes Stück Fleisch. Der Sud, in dem das ganze Gericht schwamm, war geschmacklich undefinierbar, wieder sehr beliebig, vollkommen ohne Tiefe.

Den Vogel abgeschossen hat aber der Service. Eine Bedienung rief mir im Vorbeilaufen zu, ich solle doch nicht so viel Brot essen. Wie bitte?!? Eigentlich hätte ich zu diesem Zeitpunkt den Laden verlassen müssen, so kann man mit zahlenden Gästen nicht umgehen.

Für dieses „Erlebnis“ dann noch über 480 EUR auf der Rechnung zu haben, war dann der Todesstoß für einen Abend, auf den wir uns sehr gefreut hatten.

Das war leider gar nichts, Frau Steiner. Für mich ist die 2-Sterne-Bewertung dieses Restaurants in keiner Weise nachvollziehbar. Schon bei unserem ersten Besuch vor 3 Jahren gab es Licht und Schatten, aber die perfekte Elsässer Taube hat es dann herausgerissen. Diesmal leider nicht.

Hinzu kommen die unbequemen Stühle, die ihre beste Zeit schon sehr lange hinter sich haben. Wir werden definitiv nicht wiederkommen.